Bau einer Schleppweiche

Wie baut man auf knapper Fläche ein fiddleyard, ohne dass viel Platz für eine Weichenstrasse oder eine nicht ganz unproblematische Schublade gebraucht wird? Nachdem ich lange auf eine Schublade setzte, bin ich doch nochmal auf Henks Idee mit den Schleppweichen zurückgekommen. Nachdem auch der eigene Gleisplan endlich passte, musste ich mir trotz guter Beschreibung bei Henk (in Englisch) erstmal Gedanken machen, welches Material mir zur Verfügung steht und wie ich es technisch umsetzen kann. Die Konstruktionszeichnung findet sich nur dort, ich habe auf eine Kopie verzichtet.

Im Folgenden beschreibe ich also, was man braucht und wie man sinnvollerweise vorgeht. Ich war erstaunt, wie einfach das eigentlich geht.:-)

Der folgende rechtliche Hinweis von Henk sei gleich an dieser Stelle erwähnt:
Der Nachbau ist nur für den persönlichen Gebrauch gestattet, eine kommerzielle Nutzung ist augeschlossen.

 

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Die wichtigsten Teile sieht man links:
Teil Anzahl Preis (CHF)
Kugellager 19/6 2 7.50
30cm Flexgleis (MTX) 1 7.00
Kupferkaschierte Pertinax Platte 50*50 mm 1 0.50
Alfer Alu Profil (Rohr-Rohr 90°) 1 1.95
Alfer L-Aluprofil 25*25 (10 cm) 1 1.30
Gewindestange M8 (35 cm) 1 0.65
Verbindungsmuttern M6 2 1.75
Verschlag-Riegel 1 1.20
Schraube M8*50 1 1.45
Gewindescharuben M6*16 4 1.40
Gewindeschrauben M3*25 2  
Unterlegscheiben M3 4  
Flügelschrauben M3 2  
Sicherungsmutter M8 1  
Mutter M8 2  
Vierkantmutter 1  
L-Messingprofil, 1mm Schenkel, ca. 15 cm 1  
Ein bisschen Schmiermittel, z.B. Bit...:-)    

Die mit Preisen angegebenen Position addieren sich auf knapp 25 CHF, die zusätzlichen Kleinteile hat man in der Bastelkiste oder man rechnet zusätzlich mit weiteren 5 CHF, so dass der ganze Spass etwa 30 CHF (derzeit etwa 18 EUR) kostet... - unschlagbar günstig, wenn man es mit anderen Alternativen vergleicht...

Schleppweiche-8 >
Das schwierigste Teil zu finden war der Drehmechanismus. Ich bin fündig geworden bei Aluprofilen und Teilen der Firma Alfer, bei OBI. Da gab es einen Rohrverbinder mit M8 Löchern, sogar in der richtigen Länge... (wie auf dem Bild)! Die Gewindestange wird durchgeführt und mit einer Vierkantmutter im Profil gesichert; das Profil ist dafür vorgesehen und die passenden Muttern gibt es im Alfer Programm. Von der anderen Seite wird mit einer normalen M8 Mutter gekontert - hält bombenfest.
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Die Drehachse ist eine M8*50 Schraube, die durch das Rohr des Alfer Profil passt. Zum Befestigen am Modulbrett habe ich einen simplen Verschlagriegel genommen, in den ich ein 8mm Loch bohren konnte. Damit ergeben sich die benötigten Befestigungspunkte in der Horizontalen. Die M8 Schraube wird hier zunächst durchgeführt und anschliessend von der Gegenseite gekontert, danach schiebt man die Konstruktion durch das Alu-Profil. Eine Sicherungsmutter wird von der Gegenseite geschraubt. Damit lässt sich das Profil feinfühlig beweglich und ohne Gewackel justieren. Alternativ kann man auch 2 M8 Muttern nehmen, die gekontert werden - ist aber aufwändiger.
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Der Wagen zum Andrücken an die Modulplatte ist ähnlich einfach konstruiert. Ein 10cm Aluwinkel 25*25 mm bildet das Chassis. In ihn bohrt 5 Löcher: In den einen Schenkel jeweils möglichst aussen je ein 6 mm Loch so, dass später die Verbindungsmuttern vollständig mit der Lochseite anliegen können. In die gleiche Seite bohrt man ein 8 mm Loch horizontal mittig und vertikal exzentert (oben) zur Durchführung der Gewindestange. Der andere Schenkel braucht zwei 3mm Löcher, die je 1.5 cm horizontal von der Mitte des Schenkels entfernt sind. Als vertikale Ausrichtung bot sich die im Aluprofil ohnehin vorhandene Nut an, ansonsten auch ungefähr mittig; wichtig ist nur, dass sie auf der gleichen Linie parallel zur Aussenkante liegen.
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Der Wagen aus der Seitenansicht. Die Löcher zur Befestigung der Verindungsmuttern müssen so angebracht sein, dass die Verbindungsmuttern später mit einer flachen Seite auf dem einen Schenkel des Aluprofils flach aufliegen und dadurch Führung und Halt bekommen. Die Verbindunsmuttern werden mit den M6*16 Schrauben am Winkel befestigt. Auf der anderen Seite der Verbindungsmutter werden die Kugellager mit je einer M6*16 Schraube festgeschraubt. Zur Befestigung der Gewindestange braucht man 2 M8 Muttern - fertig :-)

 

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Oben sieht man den Bewegungsarm komplett aufgebaut. Den Abstand des Wagens vom Drehpunkt kann man nun bequem mit Hilfe der Muttern justieren. Darunter ist das Flexgleis zu erkennen, das ohne Schwellenband auf der kupferkaschierten Pertinaxplatte endet. Dort wird ein Mechanismus erzeugt, der für die notwendige Schienenverlängerung benötigt wird, wenn beim Verstellen die Schiene in einem Bogen auf dei Gleisabgänge geführt wird. Dieser Mechanismus wird durch halbieren der Schienenprofile erzeugt. Die hier verlinkte Skizze macht die Idee deutlich.
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Die Konstruktion in der Übersicht: Der Wagen mit seinen Kugellagern als Räder wird sich nach dem Einbau unter der Trasse befinden, die Pertinaxplatte enthält das benötigte Ausgleichselement und wird mit dem Wagen durch die Trasse hindurch verbunden (wie, s.u.). Am anderen Ende werden die beiden Schienen mit einem Pertinax Reststück fixiert. Sinnvollereise wählt man das etwas breiter (2-3 Schwellen), um die Weiche an dieser Stelle festschrauben zu können. Damit bleibt man flexibel für evtl. Korrekturen, die sich erst später beim Einpassen ergeben.
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Zur Bewegung des Flexgleises braucht es das Ausgleichselement für die Längenveränderung des jeweils äusseren Schienenprofils. Das Bild zeigt die Umsetzung der oben beschriebenen Konstruktion. Die Halbierung der Schienenprofile habe ich mit einer einfachen Feile gemacht. Man sieht, dass ich nicht ganz sauber gearbeitet habe (im Prinzip habe ich rund abgefeilt) aber die Toleranz des Systems scheint hoch zu sein. Ein Rolltest zeigte keine Probleme. Ich überlege mir aber, für die anderen 3 benötigten Schleppweichen evtl. doch die Fräse zu verwenden. Das bewegliche Profil wird durch Messingwinkel in seiner Position gehalten. Die Winkel werden auf der Pertinaxplatte senkrecht mit dem Schenkel angelötet, so dass das der Schienenfuss sich darunter bewegen kann. Sinnvollerweise verlängert man dieses Profil soweit, dass es auch am vorderen, festen Profil auf gleiche Art und Weise angelötet wird.
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Nun geht es an den Einbau. Für fiNescale musste ich mir erstmal überlegen, wie ich den Höhenausgleich mit der MTX Schiene herstelle, denn im Gesamtaufbau messe ich 1 mm Unterschied. Alle meine fiNescale Schienen sind auf 3 mm Bettung auf die Trasse aufgesetzt, d.h. die Schleppweiche muss auf einem 2 mm Unterbau liegen. Glücklicherweise habe ich noch einen solchen Holzrest aus hochwertigem Mehrschichtholz. Die Form, wie auch die Lage, ermittle ich mit einem Ausdruck dieses Teilbereichs aus dem CAD System. Das Papier wird vorne und hinten mit etwas Klebstoff fixiert und schon kann man recht genau die Ränder übertragen.
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Nachdem das Brett verklebt und mit feinem Schmirgelpapier sehr glatt (wichtig für das spätere gute Gleiten!) geschliffen ist, geht's an den notwendigen Bogen-Schnitt. Dazu habe ich die Schiene am hinteren Ende durch den angelöteten Pertinax-Rest festgeschraubt und durch die beiden Löcher des vorderen Ausgleichselement den Bogen skizziert, während ich die Schleppweiche von einer zur anderen Seite bewegte. Hierzu sollte man sich Zeit lassen und den Vorgang wiederholen. Mit einem 6mm Bohrer habe ich dann Löcher so knapp aneinander wie möglich gebohrt. Abschliessend helfen Stichsäge, Holzraspel und Schmirgelpapier die endgültige Form zu erzeugen. Wer hat, kann natürlich auch eine Oberfräse verwenden...
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Schliesslich werden die Bauteile wie oben schon beschrieben an den Modulkasten gebaut. Jetzt kommt das fummelige, denn es gilt, die beiden vorderen Schrauben gerade so fest zu ziehen, dass das Ausgleichselement noch leicht genug auf dem Holz gleitet, der Wagen darunter aber so fest anliegt, dass die Schiene dem gewünschten Weg folgt und kein Höhenspiel hat. Die M3 Flügelschrauben am Wagen haben hier geholfen, denn ich konnte die M3 Schrauben leicht von oben verstellen, während ich mit der Hand die Flügelmutter von unten leicht festhalten konnte.
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In Aktion: Aus geraden Position im Bild oben ist die Schleppweiche in die äusserste linke Position vom Modulkopf aus gesehen geschoben. Eine symmetrische Bewegung ist hier möglich auf dei andere Seite der Mittellage. Ich denke, dieses Bild ist selbsterklärend, auch wenn die Abgänge hier noch nicht zu sehen sind. Diese Schleppweiche wird 5 Abgänge bedienen. Die Länge der Schleppweiche ist so gewählt, dass der entstehende Radius nicht kleiner sein kann als 1200 mm. Das Ende des Moduls endet in einem einbahnigen Standard Fremo-Kopf.
Ah ja: Das Modul ist so konstruiert, dass auf der im Bild linken Seite noch ein Ablageteil im Falle einer Veranstaltungsteilnahme angeschraubt wird; dann ist das Gleisende auch in der vorgesehen Mitte des Modulkopfes :-)
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Der Bewegungsarm mit dem Wagen von unten: Die Gewindestange hilft auf einfache Weise den Wagen korrekt unter dem Schlitz zu positionieren. Das ging vergleichsweise einfach und führte bei meinem ersten Versuch direkt zur richtigen Lage.


Die gesamte Arbeitszeit mit allem Tüfteln für das erste mal betrug etwa 7 Arbeitsstunden. Nun da ich weiss wie es geht denke ich, dass man dafür maximal 4-5 Stunden ansetzen kann. Das ist gemessen an dem, was man erhält kein grosser Aufwand.

Henk beschreibt in seinem Artikel auch, wie man die Bewegung motorisieren kann. Ich habe das nicht vor, die manuelle Bewegung reicht mir für ein solches fiddleyard vollkommen aus.

Weiterführende Informationen bekommt man auch auf einer finnischen Website. Neben ein paar Bildern, die eine manuelle Steuerung mit Verriegelungsmechanismus zeigen finden sich am Ende auch Videos, die den Mechanismus in seiner Bewegung zeigen. 

Viel Spass beim Nachbauen!

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